innovations.preis 2013 für die Initiative für Neue Zeitkultur

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innovations.preis 2013

tl_files/zeitkultur/inhalte/aktuell/innovationspreis/leader_innovationspreis.gifBeim LEADER FORUM in Fieberbrunn wurden am 13. November 2013 die Preisträgerinnen und Preisträger des LE-Wettbewerbs Innovationspreis Leader Österreich 2013 geehrt.
Insgesamt wurden 74 Projekte aus ganz Österreich eingereicht. Die ausgezeichneten Projekte wurden von einer unabhängigen Fachjury in einem mehrstufigen Verfahren ermittelt.

Die Leader-Region Oststeirisches Kernland hat für die INITIATIVE FÜR NEUE ZEITKULTUR einen Preis erhalten!

Warum wurde dieses Projekt ausgezeichnet – Begründung der Jury:
Die Initiative für Neue Zeitkultur ist ein innovativer, strategischer Entwicklungsansatz, der über die Diskussion und Reflexion von Werten einen nachhaltigen Umgang mit regionalen Ressourcen fördert. Das philosophische Thema „Neue Zeitkultur“ in den Mittelpunkt der regionalen Entwicklung zu stellen, kann in dieser umfassenden Form als einzigartig bezeichnet werden.

Mehr Fotos von der Preisverleihung: facebook.com/zeitkultur.at

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Die Entdeckung der Zeit als Grundlage einer neuen Regionalentwicklung

Als sich das Oststeirische Kernland 2007 als Leader-Region formierte, stellte es zunächst eine bloß förderungsrelevante Gebietskulisse dar. Die Lokale Aktionsgruppe musste sich daher rasch einen einenden Schwerpunkt erarbeiten, positionierte sich mit dem Thema „Zeit“ und rief die „Initiative für Neue Zeitkultur“ ins Leben.

Die Oststeiermark ist für dieses Thema gut geeignet: Seminarhotels fördern die „Zeit fürs Ich“, in den nahen Thermen findet man „Zeit zu leben“, und eine Bezirksstadt nennt sich „Città Slow Hartberg“. Zeitkultur meint aber nicht nur Entschleunigung.

Zeitgeschichten

Inhaltlich ist die „Initiative für Neue Zeitkultur“ als Aufruf zu einem neuen Umgang mit Zeit-, Energie- und Umweltressourcen zu verstehen. Daher werden Projekte unterstützt, die in den Bereichen Ökologie, Kreativwirtschaft und Kultur die Potenziale der Region zeigen. Die Qualität einer neuen Zeitkultur wird auf diese Weise in anschauliche „Zeitgeschichten“ übersetzt. Es geht etwa um den Erhalt der Kulturlandschaft der Streuobstwiesen: es hat einen Wert, etwas langsam wachsen zu lassen. Es geht um die Chancen kreativer Handwerksberufe, denn Entwurf und Gestaltung müssen Teil der handwerklichen Praxis bleiben: es hat einen Wert, Zeit für Kreativität aufzuwenden. Es geht um das Hinterfragen unserer Traditionen: es hat einen Wert, mit Kunstschaffenden über die Herausforderungen unserer Zeit zu diskutieren.

Öffnung

Die „Initiative für Neue Zeitkultur“ ist der Versuch einer Weiterentwicklung der lokalen Entwicklungsstrategie mit dem Ziel einer sozialen Innovation: Neue regionale Kommunikations- und vor allem Kooperationsformen stehen im Mittelpunkt. Eine Positionierung dieser Art zielt darauf ab, die Stärken einer Region ohne strikte Gebietsbezogenheit darzustellen: Regionsidentität nicht durch Abgrenzung, sondern durch Öffnung nach der Frage: Was verbindet uns mit anderen Regionen? Daher hat die Aktionsgruppe auch zahlreiche transnationale Kooperationen aufgebaut.

Praktische Theorie

Theoretischer Hintergrund der Initiative sind die Vorstellungen der Philosophin Hannah Arendt von den drei Grundtätigkeiten des Menschen, nämlich Arbeiten, Herstellen und Handeln. Während Arbeiten die bloße Existenz etwa durch Erwerbsarbeit absichere, schließe Herstellen einen Prozess emotionaler Bindung zum Hergestellten ein, der mehr Wissen und Entscheidungsoptionen voraussetze. Das Handeln, verstanden als politisches Handeln, sei schließlich das Vermögen zu reflektierter Entscheidungsfindung. Aber erst das öffentliche Kundtun der eigenen Überzeugung mache Handeln politisch.

Was hat das mit dem Plädoyer für eine neue Zeitkultur zu tun? Die Zukunft wird jenen gehören, die über ihre Zeit verfügen, also von individueller Zeitsouveränität sprechen können. Souveränität bedeutet hier Entscheidungsfreiheit und einen zeitlichen Freiraum, der es ermöglicht, sich Wissen zu verschaffen und Meinungen zu bilden. Das ist die individuelle Sicht. Und um populäre Essay-Titel zu zitieren: Die Zukunft soll jenen gehören, die sich empören und engagieren, also im Sinne Arendts politisch handeln. Als soziale Dimension ist das politische Handeln etwa bei jeder vermeintlich individuellen Kaufentscheidung zu erproben, sei es beim Erwerb regional oder industriell erzeugter Nahrungsmittel oder beim Konsum umweltfreundlicher oder umweltbelastender Produkte.