Cultlands, Cultural Landscapes
ENTWICKLUNG EUROPÄISCHER KULTURLANDSCHAFTEN
Das transnationale Kooperationsprojekt CULTLANDS beschäftigte sich mit dem Schutz gefährdeter Kulturlandschaften in Österreich, Spanien und Polen. In der Oststeiermark sind es die für den Naturpark Pöllauer Tal wichtigen Streuobstwiesen mit ihren hochstämmigen Apfel- und Birnbäumen. Schützen durch Nützen hieß der Slogan und meinte die Entwicklung neuer Produkte wie zum Beispiel ein Streuobst-Apfelbier. Die Innovationen wurden durch eine enge Zusammenarbeit von Forschungseinrichtungen mit den ProduzentInnen unterstützt.
Hintergründe: Es leben die bedrohten Kulturlandschaften
Wenn man von Kultur spricht, haben die meisten zwar andere Assoziationen, aber in der Oststeiermark gehören Hirschbirnen, Maschansker, Ilzer Rosenapfel und andere Obstsorten genauso zur Kultur wie das Marterl am Wegesrand. Da diese nicht nur seit 200 Jahren Kulturgut sind, sondern in Form von Most, Saft und dergleichen auch noch gut schmecken, gehören sie gehegt und gepflegt. „Langsam wachsen lassen“ ist hier das Motto.
Drei Regionen in Europa: Die eine liegt im Herzen der Steiermark, die zweite im Süden Polens und die dritte weit südlich, in der spanischen Extremadura. Drei unterschiedliche Landschaften, die eines gemeinsam haben: sie wurden geprägt durch den Menschen und die Landwirtschaft. Heute sind alle drei im Bestand bedroht. Sie hinken der industriellen Produktion mit ihrer individuellen, 200 Jahre alten Persönlichkeit hinterher. Das war der Ansatzpunkt des Projekts „Cultlands“, das zu einem großen Pool an gemeinsamen Erfahrungswerten führte, die bei Hirschbirnensaft und Schinkenjause wahlweise auf Polnisch, Deutsch oder Spanisch ausgetauscht wurden.
Absichten: Gut schmeckende Rückverfolgbarkeit
Das Besondere an „Cultlands“ war und ist, dass sich die drei Regionen gegenseitig inspirierten und befruchteten. In der Extremadura konnte man zum Beispiel auf den Spuren des bekannten spanischen Schinkens wandeln. Das wurde in der Oststeiermark zum Anlass genommen, auch die Wege der Pöllauer Hirschbirne in eineinhalb Stunden zu erkunden und gleichzeitig die Natur im Pöllauer Tal zu erleben. Die KonsumentInnen haben sich gewandelt und schätzen heute lokale Köstlichkeiten, ja suchen sie sogar. Dieser bewusste Konsum spielte direkt in die Arme von „Cultlands“, denn im Rahmen des Projektes war es vor allem wichtig, neue Produktentwicklungen zu unterstützen, um die Angebotspalette zu erweitern, die ProduzentInnen zu fördern und die Region unterm Strich attraktiver zu machen.
Was daraus wurde: Eine stärkere Wertschöpfungskette
Am Beginn der Produktionskette steht eine Tatsache: Die Ernte ist auf der Streuobstwiese mit ihren verkorksten, ewig gewachsenen Bäumen, die weit abseits der Industrienorm sind, mühsam und langwierig. Um die Arbeit zu erleichtern, wurde in Spezial-Erntemaschinen investiert, die den Ertrag der Bauern in dieser Kulturlandschaft um einiges rentabler machen. Für den Bereich der Veredelung in der Produktionskette kam die Idee, Aromastoffanalysen zu den Eigenschaften der alten Streuobstsorten durchzuführen. Nun kennt der Landwirt die alten Apfelsorten und die Hirschbirne besser als je zuvor und wird in seinem lange gehegten Verdacht bestätigt: die alten Streuobstsorten haben ein viel reichhaltigeres Geschmacksspektrum. Da kommen die 5 Plantagensorten einfach nicht mit – sie schauen vielleicht geschmacksvoller und hübscher aus, aber wie es so oft mit dem Äußerlichen ist: das Innere hält der Erwartung nicht stand. Mit diesem fundierten Wissen über die alten Sorten konnte eine neue Apfel-Biersorte entstehen, für die Streuobstsorten gemaischt wurden. Nix Radler, sondern richtiges Bier!
Am Ende der Produktionskette stehen die Vermarktung und touristische Darstellung – sie durften natürlich auch nicht fehlen. So entstand der Weg der Pöllauer Hirschbirne nach spanischem Vorbild. Dafür wurden raffinierte Erlebnisstationen ersonnen und handwerklich umgesetzt, die eine spielerische Auseinandersetzung mit dem Thema „Streuobst“ bieten. Zudem kann man sich nach der Definition von „Culttrips“ und „Slow Travel“ bei den Betrieben vor Ort alles persönlich erklären lassen und bekommt Kostproben serviert. Und bei Erntezeit, darf man gern mithelfen. „Culttrips“ heißt ja Mit(er)leben und Streuobst ist schließlich für alle da. Als zentrale Stelle gibt es den Pöllauer Bauerladen, dessen Produkte im Rahmen des Projekts auf ihre Co2-Bilanzen überprüft wurden, damit man mit gutem Gewissen sagen kann, dass für ihre Produktion tatsächlich nicht viel davon verbraucht wurde. Das ist die Ökologie der kurzen Wege.
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