Slow (Food) Travel

CITTÀ SLOW, SLOW TRAIN, SLOW FOOD UND DIE KUNST DES REISENS

Im transnationalen Kooperationsprojekt SLOW (FOOD) TRAVEL wurden nach der Definition von Slow Travel neue touristische Angebote in der Oststeiermark und in Luxemburg geschaffen. Auch hier besteht die Partizipation im Mitarbeiten und Miterleben. Zudem geht es um besonders ungewöhnliche Domizile zum Übernachten und Verweilen.

Hintergründe: Die Kunst beschaulich zu reisen
Es gibt sie wirklich: Slow Train, Città Slow und Slow Food in der Oststeiermark. Der Slow Train, das ist die Feistritztalbahn, die zwar einen Fahrplan hat, aber keinen Stress, ihn einzuhalten und das macht das Reisen erst richtig angenehm. Die Città Slow, das ist Hartberg, die zweite Stadt mit diesem ehrwürdigen Titel von inzwischen drei in Österreich. Und dann gibt es noch viele von Slow Food Styria empfohlene Bertriebe in der Oststeiermark: von Gaststätten bis hin zu Getreidemühlen.

„Slow“ ist in diesem Zusammenhang übrigens nicht nur als langsam zu verstehen, sondern bezieht sich viel mehr auf einen bewussten, verantwortungsvollen und daher fortschrittlichen Zugang zum Leben generell – ins Deutsche kann das in diesem Fall durchaus mit „Zeitkultur“ übersetzt werden.

Obwohl das Wort Englisch ist, war Slow ursprünglich eine italienische Sache. Denn die ItalienerInnen wissen, wann sie sich Zeit nehmen sollen: beim Kochen, Essen und Reisen. Und so haben sie im Gegenzug zur amerikanischen Fast-Food-Entwicklung schon in den 1980er Jahren eine bewusste Alternative gestartet: die internationale Slow-Bewegung.

Slow Travel ist nun die touristische Variante des Entspannens und bedeutet: Mach keine, oder möglichst wenig Fotos, kauf keinen Reiseführer, lass alle Sehenswürdigkeiten weg, vermeide namhafte Hotels, heiße Überraschungen willkommen. Das Abenteuer kommt dann wie von selbst (frei nach Dan Kieran: Slow Travel. Die Kunst des Reisens).

Genussreisen Oststeiermark

Absichten: International attraktive Angebote mit Lokalkolorit
Es gibt in der Oststeiermark eine interessante und alte Baukultur. Oft sind es leerstehende Häuser in den alten Ortskernen, verwaiste Bahnhöfe am Ortsrand oder verfallende Burgruinen, die offenbar niemand mehr braucht. Kurioserweise werden gerade diese von TouristInnen besonders gerne aufgesucht, um davor Erinnerungsfotos von der Oststeiermark zu knipsen. Auf einmal tauchen also BesucherInnen auf, die das Sightseeing der herkömmlichen Art langweilt, die lieber das Leben der Leute so kennen lernen wollen wie es ist – ganz ohne Schminke. Also weniger Kirch­türme und Museen, dafür mehr Hinterhöfe und spannende Geschichten von den regionalen „UreinwohnerInnen“. Und dann gibt es da noch den Trend zu verrückten Urlaubsdomizilen – aber nicht auf den Malediven, sondern möglichst nahe bei uns: besonders kleine oder fahrbare oder (ab)gelegene Urlaubsdomizile sind beliebt und als ideale Rückzugsorte gesucht und begehrt – da passt das Wort Refugium.

Das Ziel war daher: nach der Definition von Slow Travel neue touristische Angebote zu schaffen und im Sinne des partizipativen Gedankens Kontaktmöglichkeiten für Gäste zu bieten und zwar im Mit(er)leben, Mitmachen und spielerischen Erfahren. Das bedeutet an der Alltagskultur der Leute vor Ort teilhaben können.

Waggonhotel AngerWas daraus wurde: Ungewöhnliche Orte zum Verweilen
Waggonhotel Anger – ein ungewöhnliches Hotel auf Schienen am alten Bahnhof: Ein über 120 Jahre alter Dienstwagen der Feistritztalbahn wurde umgebaut und dient als besonderes Appartement für Gäste, die sich für die Region, ihre Ess- und Trinkkultur sowie für ein regionaltypisches Bahnerlebnis interessieren. Es ist der einzige Schlafwagen bosnischer Schmalspurweite in Europa!

Genuss-Wagen Altschielleiten – ein Bar- und Lounge-Wagen auf der Burgruine: für das Areal der Burgruine Altschielleiten wurde eine mobile Lounge-Bar gebaut, die eine attraktive Versorgung mit Getränken und Snacks im Rahmen von Kulturveranstaltungen garantiert. Es ist der erste Wagen dieser Art in Österreich!

Getreidemühle Posch HartbergErlebnis-Mühle Posch Hartberg – eine alte Getreidemühle wieder in Aktion: Die alte Rückschüttmühle in Hartberg wurde wieder in Stand gesetzt und dabei ein allgemein verständlicher und abwechslungsreicher Erlebnisrundgang geschaffen. Das historische Mühlenwerk wird nun als Mitmachmaschine unter fachkundiger Anweisung des Müllermeisters und seiner Familie sowie als Mahlmaschine für spezielle, kleine Mehl-Mengen betrieben.

Bevölkerung als Botschafter – authentisch mit Greeters: Das „Greeters Network“ ist eine Matching-Plattform, die es Gästen erlaubt, kostenlos von freiwilligen Greeters durch die Region geführt zu werden, um so einen neuartigen und ungeschminkten Eindruck zu bekommen, was die Einheimischen wirklich bewegt. Das Global Greeters Network wurde nun mit einer eigenen Oststeiermark-Website bereichert. Die Initiative wurde 1982 in New York gegründet, heute ist ein weltweites Netzwerk daraus geworden. Die Greeters sind keine professionellen Tourismus-Guides, sondern ehrenamtliche BotschafterInnen der Region. Die Begegnungen zwischen BesucherInnen und Greeters dauern zwei bis vier Stunden, sind individuell oder in kleinen Gruppen bis zu zehn Personen angelegt.

Slow-Travel-Qualifizierungsmaßnahmen: Slow (Food) Travel wurde als Begriff und Definition in der touristischen Ausbildung für junge Leute verankert. In der sogenannten Genussreife-Akademie der regionalen Ausbildungseinrichtungen wurde das Thema in den Lehrplan aufgenommen.

FAKTENCHECK:

Projekttitel: Slow (Food) Travel
Strategiebereich: Slow-Initiativen
Projektträger: LAG Oststeirisches Kernland
Projektmanagement: Wolfgang Berger, Sandra Berghofer, Helga Bauer
Projektpartner regional: 5 / HSI Hartberg Standortentwicklung und Immobilien GmbH, Kulturreferat Stadtgemeinde Hartberg, Getreidemühle Roman Posch, QUA Qualifizierungsagentur Oststeiermark GmbH, Verein zur Erhaltung der Burgruine Altschielleiten
Projektpartner national und Europa: 3 / LAG Steirisches Vulkanland (AUT), LAG Redange-Wiltz (LUX), LAG Clervaux-Vianden (LUX)

Gesamtkosten: 270.000 Euro für: Etablierung Greeters-Network, Einrichtung Waggonhotel, Bar- und Lounge-Wagen, Reaktivierung einer historischen Mühle, Cittàslow Marketing, Qualifizierungsmaßnahmen Genussreife-Akademie, Slow-Travel-Kulturangebote, Kooperationstreffen
Förderung: 189.000 Euro (70 Prozent)
Eigenmittel: 81.000 Euro von LAG und projektbeteiligten Partnern
ELER-Maßnahme: M421; Kofinanzierung: EU, Bund, Land
Projektlaufzeit: 08/2013-01/2015

www.slow-travel.at
oststeiermark.greeters.info