Der Rand des Orizonts

Der Rand des Orizonts

SINCLAIR, Iain
Berlin: Matthes & Seitz, 2017.

Fast alle seiner einzigartigen Texte hat Iain Sinclair erwandert und dem Boden abgerungen. Dabei hat er zahlreiche Beobachtungen insbesondere von Stadtlandschaften gemacht und deren Veränderung dokumentiert. Zentrum seiner in England längst Klassiker gewordenen psychogeografischen Bücher ist London. Ein Buch aber bildet die Ausnahme: In "Der Rand des Orizonts" verlässt er die Stadt und begibt sich auf eine aufwühlende Wanderung. Er durchmisst Flucht und Leid des Dichters John Clare, der sich mehr als 150 Jahre vor ihm auf derselben Strecke von seiner Schwermut und der Sehnsucht nach seiner drei Jahre zuvor verstorbenen Jugendliebe zu heilen versuchte, aus der Nervenheilanstalt ausbrach und in einem Gewaltmarsch in sein Heimatdorf zurückwanderte. Die physische Anstrengung, das Erleben der über die Zeiten veränderten Landschaft, die Lektüre Clares im Sinn, machen diese autobiografisch-biografische Recherche Sinclairs zu einem tief bewegenden Erlebnis.