Genius Loci. Landschaft. Lebensraum. Baukunst.

Genius Loci

NORBERG-SCHULZ, Christian
Stuttgart: Klett-Cotta, 1982.

Nach einer oft stürmischen Wiederaufbauzeit werden wir mehr und mehr mit einem Phänomen konfrontiert, das man den "Verlust eines räumlichen Gefühls" nennen könnte. Die architektonische Vielfalt der Nachkriegszeit und das manchmal visuelle Chaos nahmen selten Rücksicht auf die örtlichen Eigenheiten, die den Orten der Vergangenheit ihre besondere Note verlieh.

Diese Situation ist oft analysiert, kritisiert und beklagt worden, aber welche zentrale Bedeutung das räumliche Gefühl für die jeweilige Stadt hat, wurde von Architekten und Planern selten verstanden. Norberg-Schulz beschwört in diesem Buch mit einem reichen Bildmaterial den Genius Loci, den "an einem Ort herrschenden Geist", seine Idee und seinen Zweck. Unmittelbar neben die Theorie stellt er seine Praxis, mit der er konkret zeigt, wie man ein angepaßtes Gewühl für Raumerlebnisse und Ihre Umgebung gewinnen kann. Das Buch ist in drei Teile mit je drei Kapiteln eingeteilt. Der erste Teil beschreibt die augenblickliche Situation und führt in die verschiedenen, natürlich gewachsenen und vom Menschen geschaffenen Raumerlebnisse ein. Diese Erste Annäherung dient gewissermaßen als Ausgangspunkt für den zweiten Teil, der in eindringlicher Form drei Beispiele charakteristischer Städte untersucht: Prag, Khartun (Sudan) und Rom. Diese Städt werden nicht nur in der Beziehung zu ihrer Umgebung, sondern auch im Hinblick auf ihre innere Struktur analysiert. Der dritte Teil bildet eine "Theorie des räumlichen Gefühls", in der systematische Folgerungen aus den beiden ersten Teilen gezogen werden. Im letzten Abschnitt beitet der Architekt den konstruktiven Beitrag einer realistischen Alternative für eine Verbesserung unserer gegenwärtigen Situation.

Norberg-Schulz, Professor für Architektur ander Universität Oslo, durch viele Veröffentlichungen in der ganzen Welt beachtet und geschätzt, dokumentiert sein Buch mit 330 Abbildungen und zahlreichen Illustrationen. Den Abschluß bildet ein detaillierter Anmerkungsteil mit einem ausführlichen Register.