Stabile Ungleichgewichte. Die Ökologie der Zukunft.

Stabile Ungleichgewichte

REICHHOLF, Josef H.
Frankfurt: Suhrkamp, 2008.

Die Erhaltung der Biodiversität der Erde ist eines der Hauptziele des UN-Zukunftsprozesses. Das soll erreicht werden durch das Bewahren einer statischen Weltsicht. Auch der moderne Naturschutz setzt auf das "Gleichgewicht im Naturhaushalt" und damit auf eine statische Konzeption der Ökologie. Josef H. Reichholf, der als "enfant terrible" des Umweltschutzes gilt, stellt diesen Ansatz radikal in Frage. Er argumentiert: In einer sich wandelnden Welt können Zukunftsziele nicht auf Zustände von gestern oder vorgestern bezogen werden. Ungleichgewichte sind die Triebkräfte der natürlichen Evolution und der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungen. Gleichgewichte dagegen führen zu Erstarrung, in ihrer endgültigen Form sind sie der Tod allen Lebens. Unsere Zeit braucht drngend eine Abkehr von der konservativen Philosophie der ökologie. Das Streben nach dem Gleichgewicht stellt zwar eine innere Notwendigkeit für die Körperlichkeit des Menschen dar, aber eine darauf begründete Weltsicht mutiert zum Ökologismus und wird eine Pseudo-Religion mit funamentalistischen Zügen. Deshalb gilt es, hinreichend stabile Ungleichgewichte zu finden und zu entwickeln - natürliche wie menschliche Vielfalt weisen uns Wege dazu.