Eigenzeit. Entstehung und Strukturierung eines Zeitgefühls

Eigenzeit. Entstehung und Strukturierung eines Zeitgefühls

NOWOTNY, Helga
Frankfurt/Main: Suhrkamp, 1993

Je komplexer eine Gesellschaft, desto vielschichtiger die Zeitabläufe, die sich überlagern, miteinander und nebeneinander in zeitliche Verbindungen eintreten. Die qualitativen Veränderungen in der Zeitwahrnehmung, im Zeitempfinden und in der gesellschaftlichen wie individuellen Strukturierung von Zeit kommen sinnfällig in den neuen Kommunikationstechnologien zum Ausdruck, die einen weltweiten Zustand von Gleichzeitigkeit anstreben. Wer Gleichzeitigkeit beherrscht, kontrolliert die daraus ableitbaren zeitlichen Abhängigkeiten. Gleichzeitigkeit bleibt indes eine Illusion. Doch selbst als Illusion hat Gleichzeitigkeit Folgen für die Qualität der Zeit. War es in der Phase der Industrialisierung vor allem die Gleichsetzung von Zeit und Geld, die Zeit zum knappen Gut machte, so wird Zeit jetzt dynamisiert: Sie wird beschleunigte Innovation.