Protest. Systemtheorie und soziale Bewegungen.
LUHMANN, Niklas
Frankfurt am Main: Surhkamp, 1996.
Der vorliegende Band enthält Arbeiten Niklas Luhmanns, die sich mit sozialen Bewegungen beschäftigen. In seiner Einleitung macht Kai-Uwe Hellmann deutlich, inwiefern soziale Bewegungen einen interessanten Testfall für den Universalitätsanspruch der Systemtheorie darstellen.
Sozialen Bewegungen kommt die Funktion zu, mit ihrem Protest auf bestimmte Folgeprobleme funktionaler Differenzierung aufmerksam zu machen. Sie leisten außerdem eine Selbstbeschreibung moderner Gesellschaft, wie sie innerhalb des Schemas funktionaler Differenzierung sonst nicht vorgesehen ist. Die "protestierende Reflexion ... greift Themen auf die keiens der Funktionssysteme, weder die Politik noch die Wirtschaft, weder die Religion noch das Erziehungswesen, weder die Wissenschaft noch das Recht als eigene erkennen würden. Sie stellt sich quer zu dem, was aufgrund eines Primates funktionaler Differenzierung innerhalb der Funktionssysteme an Selbstbeschreibungen anfällt." Von besonderer Bedeutung ist dabei die Risikothematik, da das Risikopotential in der modernen Gesellschaft so weit zugenommen hat, dass immer mehr Entscheidungen anfallen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit die Möglichkeit von Schäden beinhalten. Insofern spielen gerade die neuen sozialen Bewegungen "Betroffenheit gegen Entscheidung" aus.